Der perfekte Geheimtipp: Golf-Destination Island
Über die grundlegenden Begleitumstände und ausschlaggebenden Tatsachen einer Golfreise durch Island. Oder umgekehrt. Wenn man Island das erste Mal bereist, drängen sich einige ungewöhnliche Beobachtungen geradezu auf.
1) Jegliche Landschaft ist atemberaubend und unbeschreiblich wunderschön.
2) hinter jeder beliebigen Straßenkurve ist diese Landschaft neu und vielfältig atemberaubend und unbeschreiblich wunderschön.
3) Jeder hier ist blond, sagenhaft freundlich und 758% schöner als man selbst.
4) Hinter jeder zweiten Kurve kann man mitten in der Gegend in Hot Pods (geothermalen Quellen) baden, das tut man oft mit Fremden gemeinsam, es riecht nach Flatulenzen und ist dennoch ein bisschen wie in Wien ins Cafè-Haus gehen.
5) IsländerInnen sind obsessive GolferInnen, hier gibt es statistisch die höchste Golfplatzdichte weltweit.
INFO: ÜBER GOLF IN ISLAND
- 65 Golfplätze auf 340.000 Einwohner – mit Abstand die meisten Golfplätze pro Einwohner weltweit, doppelt so viele wie in Schottland.
- 15 18-Loch Golfplätze
- 50 9-Loch Golfplätze
15.000 registrierte SpielerInnen, 35.000 spielen regelmäßig, circa 60.000 EinwohnerInnen spielen immer wieder mal – das sind immerhin knapp 18%
Besonders aus Punkt 5 (und selbstredend aus Punkt 3 und auch 1,2 und 4) resultierend, zahlt es sich immens aus, Island als Fixpunkt in die eigene Golf-Bucket Liste aufzunehmen.
INFO: BUCKET LIST
Das Wort „Bucket List“ beschreibt eine Liste, der Dinge, die man vor seinem Lebensende noch gerne machen möchte und kommt vom Titel des wunderschönen Films „das Beste kommt zum Schluss“ (orig. „Bucket List“).
Bevor wir in medias res gehen und uns dem Golf zuwenden noch ein kleiner Abstecher zur allgemeinen Sportbegeisterung der IsländerInnen: Nationalsport ist Glìma, eine Art Wikinger-Ringen, das Stadien füllen würde gäbe es denn welche in Island. Geich danach kommt Handball und Fußball. Das Herren-Handball Finale während der Olympischen Spiele 2008 (Silber) sahen 85% der EinwohnerInnen und eines der berühmtesten Museen Islands, das phallologische Museum, zeigte danach eine Sonderausstellung mit Replikas (sic!) der Teammitglieder. Im Fußball-Viertelfinalspiel der Europameisterschaft gegen Frankreich (nach dem Sieg über England & Österreich) 2016 unterstützten circa 10% aller isländischen Einwohner ihr Team in Frankreich vor Ort. Das darf man sich schon mal kurz mit Genuss vorstellen –jeder zehnte Einwohner eines Landes weilt gerade auswärts bei einem wichtigen Fußballspiel.
Aber zurück zum Golf. Die isländische Golfsaison ist zwar denkbar kurz, aber statistisch aufgerechnet auch nicht kürzer als in unseren Breitengraden.
INFO: DIE GOLFTAGE IN ISLAND
- Die Golfsaison in Island dauert von ca. Ende Mai bis max. Mitte September
- das sind rechnerisch circa 115 Tage
- dafür aber je 24 Stunden lang = 2.760 Stunden
- in unseren Breiten März-November = 275 Tage
- mit durchschnittlich 10 spielbaren Stunden = 2.750 Stunden
Wobei wir schon bei einem der wunderbarsten Themen rund um das Golfspiel in Island wären: Egal wann.
Die meisten der isländischen Kurse bieten während der Saison 24 Stunden am Tag Greenfees an. IsländerInnen spielen dann nach 10 Monaten Winter auch nach dem Frühstück, nach dem Mittagessen, nach der Arbeit, nach dem Dinner, nach dem Mitternachtssnack. Bis zum Frühstück. Und wir Golftouristen sind gut beraten, das gleich zu tun. Unbeschreibliches Licht, sagenhafte Farbenspiele und eine ganz, ganz eigene Atmosphäre machen das Golfspiel in der Mitternachtssonne aus. Nach einem Tag voll des Staunens abends noch 9 Loch zu spielen, wenn die Sonne stundenlang direkt am Horizont steht und lange Schatten wirft, fühlt sich sensationell an. Generell ist es genau dieser unkomplizierte Umgang mit Golf, der das Spiel hier so besonders ausmacht. Traditionell in bestem Sinne. Genuss, Kontemplation, freundschaftlicher Wettstreit und das Verstehen und Akzeptieren der Umgebung und ihrer Voraussetzungen sind die Grundlagen, auf die Golf hier baut.
Nachdem die Sperrstunde des Clubhauses keinen geregelten Tages-, bzw. Nachtplan vorgibt, tut das maximal das eigene Empfinden. Die kostbaren Golfstunden werden rund um den 64. Breitengrad nur von Müdigkeits- und Hungergefühlen eingeschränkt.
INFO: CLUBHÄUSER IN ISLAND
- apropos Clubhäuser: Die meisten, so es explizite gibt, besonders abseits der bekannteren 18Loch Clubs, sind sehr basic und sehr einladend. Kleine Gaststätten, teils mit Biertischen als Pro Shop Desks, wo auch schon mal abends über dem Lagerfeuer gegrillt wird. Ansonsten gilt: Einfach im Ort um’s Greenfee fragen.
Was nahezu alle Golfplätze in Island vereint, sind ihre spektakulären Aussichten. Atlantik, Gletscher, Lavalandschaften, Steilabbrüche und Horizont so weit das Auge reicht. Beginnend bei zwei der bekanntesten isländischen Clubs, Keilir und Grafarholt, beide am Rande Reykjaviks gelegen reicht der Blick über die Hauptstadt bis zu einem der bekanntesten Gletscher, Snaefellsjokull, in dessen Krater Jules Verne dein Eingang zum Mittelpunkt der Erde wähnte. Umgeben von pittoresker Lavalandschaft und dem Ozean bekommt man bereits hier einen wunderbaren Eindruck über die Schönheiten der außergewöhnlichen Insel. Im Umkreis von 50 Kilometer rund um Reykjavik liegen allein sechs der schönsten 18 Loch Kurse Islands.
INFO: CLUBS RUND UM REYKJAVIK:
- Reykjavik GC
- Borgarnes GC
- GKG Golf Course
- Oddur GC
- Kellir GC
- Sudurnes GC
Man muss sich also gar nicht weit vom Herzen Islands wegbewegen, um schon eine eindrucksvolle Golfwoche zu gestalten.
INFO: REYKJAVIK
Reykjavik:
- 60% der EinwohnerInnen Islands leben in der pulsierenden Hauptstadt
- Weltoffenheit, Kreativität, Kultur, Literatur, Musik, Kulinarik und Lifestyle sind hier Breitensport
- aber auch Patriotismus, Aurora, die Elfenbeauftragte des Bauamts und das Baden in heißen Quellen gehören zum Alltag
- Don’t miss:
- Schwimmen (Blue Lagoon oder das städtische Bad)
- Hot Dogs (Baejarins bestu am Hafen)
- Hallgrimskirche
- Nightlife – wo immer
- Shopping & Flohmarkt
- ein Konzert im Harpa
- Perlan (der Heißwasserspeicher – echt jetzt!)
Dennoch empfiehlt es sich dringend, die Gegend um Reykjavik zu verlassen. Auch, aber nicht nur für das Golf. Die bei weitem wichtigste Straße ist die Ringstraße Nummer 1. Sie führt rund um die Insel, ist 1336 Kilometer lang und wurde erst 1974 fertig gestellt. Teile sind immer noch nicht asphaltiert, und abgesehen davon gibt es nur wenige nennenswerte Straßen (wobei, schön sind sie alle). Ins Landesinnere gelangt man ausschließlich mittels 4Rad getriebener Kraftfahrzeuge auf markierten Pisten, alles andere ist verboten, um einerseits die empfindliche Vegetation nicht zu zerstören und andererseits das eigene Leben nicht zu gefährden. Richtung Süden warten weitere sechs Sensationsclubs. Der Straße nach folgend sind das Hveragerdi GC, Kidjaberg GC, Hella GC, etwas nördlich Geysir GC und vor allem der sagenhafte Vestman Island GC. Nachdem die meisten davon nach sprudelnden Geysiren (mitunter als Hindernisse auf dem Platz) und berühmten Gletschern benannt sind, kann man sich vorstellen, dass alle echt außergewöhnlich sind und wirklich etwas können. Kurz detaillierter erwähnen möchten wir dennoch den unbeschreiblichen Platz auf den Westmänner Inseln. Seit 1938 wird in dieser doch deutlich unwirtlichen Gegend Golf gespielt. Abgrundtief beeindruckend spielt man zwischen hohen Lavawänden, über Meeresengen und in mal mehr oder weniger Harmonie mit den vielen Seevögeln (u.a. die wunderbaren, berühmten Lundi (Papageientaucher)) auf den perfektesten Grüns Islands.
Im staubigen, steinigen, aber sagenhaft schönen Landesinneren der Insel gibt es keine Golfplätze, auch keine großen, berühmten im Osten rund um den Vatnajökull Nationalpark, der fast ausschließlich Gletscher ist. Dennoch sollte man die Fahrt entlang der A1 unbedingt fortsetzen, weil keinen Golfplatz gibt es hier einfach nicht. Sowohl in Höfn, als auch in der Nähe von Seydisfjördur wurden von der Autorin die Schläger geschwungen, einfach weil man dran vorbeifährt, jemanden fragt und dann spielen geht. Mitunter deutlich nach Schlafenszeit zu Hause und auf Plätzen, die grad so mal hinter einer Scheune liegen, aber deswegen um nichts weniger aufregend sind. Aber nicht nur das Golf sollte die werte Leserin und den geschätzten Leser in den Osten und Norden Islands locken. Das Naturschauspiel, hinter jeder Kurve neu und anders, ist einfach unbeschreiblich.
INFO: DER OSTEN ISLANDS:
- Skaftafell: Hiken, in heißen Quellen Baden, aus den Staunen nicht mehr rauskommen
- Jokulsarion: Die Gletscherlagune, wo schon James Bond einen anderen Tag zum Sterben wählte, Bootfahren!
- Vatnajökull Nationalpark: Gletcher, Canyoning, Snowmobilfahren, Hummerfest
Der Norden Islands:
- Myvatn: sagenhafte Seenlandschaft, Baden in der privateren „Blue Lagoon“
- Namaskaro: zischende, dampfende Schönheit pur
- Dettifoss, Godafoss: zwei der schönsten Wasserfälle Islands
- Husavik: Wale & Delphine beobachten
Akureyri im Norden Islands hat ganz besonderes Golf zu bieten. Der Golfplatz gehört schon aufgrund der „Arctic Open“ auf die persönliche Bucket List. Circa 200 GolferInnen, einheimische Fischer wie internationale Celebrities, treffen sich, extrem entspannt bei Brot und Lamm, um während der Sonnenwende Ende Juni in der Mitternachtssonne gemeinsam zu golfen. Ein unvergessliches Erlebnis. Apropos Brot und Lamm. Die kulinarischen Genüsse Islands leiden zu Unrecht unter Vorurteilen. Vor Gammelhai, fermentiertem Wal und geschmorten Schafsköpfen wird man gewarnt – aber nichts. Die isländische Küche ist ein Gourmetparadies, und selbst diese altehrwürdigen Nationalspeisen sind das Probieren wert. Besonders der kleine einheimische Hummer, Fisch, Lamm und fast allerorts sagenhafte Burger (vielleicht weil es keinen einzigen McDonalds gibt) machen Island auch kulinarisch zu einer Traumdestination. Und dann natürlich der Brennivin. Die, absichtlich hässlich gestalteten, Flaschen des Nationalgetränkes, Kartoffelschnaps mit Kümmelgeschmack, werden heute noch von Hand beklebt und sind allein ob ihrer Unattraktivität schon hoch begehrt. Der Inhalt ist Geschmackssache, nach dem Genuss von vergammeltem Hai ist es aber unerlässlich, Brennivin zumindest zu kosten.
INFO: WO ESSEN?
- Burger: Halldorskaffi, Vík / Roadhouse, Reykjavik
- Lobster: Rauða Húsið, Eyrarbakka / Fjöruborðið, Stokkseyri
- Traditional: Kaloportid Flea Market (Markt), 3 Frakkar – beide Reykjavik
Allgemein / Fusion:
- Dill, Reykjavik
- Grillio, Reykjavik
- Nord Austur Sushi & Bar, Seydisfjördur Fjord
- Slippurinn, Vestermannaeyjar Islands
- Gallery Restaurant Hotel Holt, Reykjavik
- Vox, Reykjavik
- Fischmarkt Reykjavik
- Rub 23, Akureyi
- Lava, Grindavik
- Kex, Reykjavik (auch Top Hostel)
Gegen Westen, Richtung Halbinsel Snaefellsness, werden die Top-Golfplätze zwar weniger, die einsamen Wiesen mit Löchern im Boden, in denen Fahnen stecken, aber nicht. Der geheimnisvolle Vulkan, den Jules Verne nicht zufällig ausgesucht haben kann, dominiert neben den extrem verzweigten, recht unzugänglichen und einsamen Westfjorden gegen Norden das Terrain. Aber nur weil keine berühmten Golfplätze dort zu finden sind, wollen wir explizit davor warnen, die Reise genau dort abzukürzen. Die Strände sind atemberaubend schön, der sagenumwobene Vulkan ist einfach zu erklimmen, die Guesthouses sind speziell entzückend, die Robbenkolonien sehenswert und die gesamte Landschaft verzaubert das Herz nachhaltig. Außerdem kann man ja am Weg dahin den Norden von Reykjavik besuchen, der wiederum einerseits den „Golden Circle“ , und darüber hinaus mit dem Borganes und Akranes Golf Club Spielmöglichkeiten vom Feinsten bietet. Der „Golden Circle“ ist das Herz des (auch touristischen) Islands, nur 50 Kilometer von Reykjavik entfernt. Hier treffen im wunderschönen Nationalpark Pingvellir die eurasische und amerikanische tektonische Platte in einem See aufeinander, man kann zwischen den Welten tauchen oder schnorcheln, hier steht immer noch das erste Parlament Islands, hier sprudeln die höchsten Geysiere und der berühmte Gulfoss Wasserfall stürzt mit unglaublicher Macht in die Tiefe.
INFO: WAS ISLAND SONST NOCH BESONDERS MACHT:
- das Telefonbuch ist nach Vornamen sortiert
- es gibt nur 3 Kinos, dennoch sind die IsländerInnen unvergleichliche Filmfanatiker
- erst seit 1989 ist Bier legal
- die Sonnenuntergänge im Sommer sind etwas langweilig, aber ehrfurchtsvoll schön
- Island hatte die erste weibliche und offen lesbische Präsidentin
- es gibt keine Stripclubs
- seit 930 ist Island eine Demokratie
- die Polizei trägt keine Waffen
- bereits 2010 hatten 97,6% der Isländer Internet Anschluss
- alle in Fremdsprachen gebräuchlichen Wörter, auch gängige Anglizismen wie „Computer“ werden von einem Amt in isländisch übersetzt und auch so im Alltag gebraucht. Alle in Island noch nicht verwendeten Vornamen müssen genehmigt werden lassen.
- der Großteil der isländischen Kultur bezieht sich auf die „Edda“, zwei Werke aus dem Jahr 1220, der Verfasser Snorri Sturluson hat Kultstatus.
- Stomerzeugung ist vollständig regenerativ, 73% durch Wasserkraft, 27% durch Geothermie
- der Tourismus hat sich in den letzten vier Jahren nahezu verdreifacht
- geurlaubt wird im warmen Süden, z.B. Dänemark
Lebe lieber ungewöhnlich, und vor allem selbstbestimmt. Diese Maxime verbindet Einheimische mit Reisenden in dem von Schönheit, Abgeschiedenheit und unmittelbarsten Natureinflüssen geprägtem Land. Dafür dürfen Konventionen schon mal außen vor bleiben, Isländerpulli statt Cocktailkleid ist bei der Siegerehrung im Club durchaus gesellschaftsfähig. Außer bis 2 Kilometer vor der Hauptstadt. Hier jettet man bei angenehmen 7° im August im teuren Sommerfähnchen durch die Nacht und genießt auch sonst jeglichen erdenklichen Lifestyle. Und ganz genau dieser Spagat macht das Golf – wie alles andere – hier so eindrucksvoll aus.